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Jun
23

Juni 2012 (2) – Nachtrag Tucson-Carlsbad

Weil das übliche Sonntagsblättchen ja nichts weiter Spektakuläres zu berichten hat, kommt hier mal wieder ein Reisebericht (ich muss schließlich etwas aufholen …!):

Nach unserem Besuch im wirklich riesigen Pima Air Museum in Tucson am Sonntag, den 20.05.2012 mußten wir noch etwa 5 Stunden bis zum Tagesendziel Alamogordo, New Mexico fahren (davon ca. 370 km schnurstracks geradeaus!). Die Fahrt war eigentlich ziemlich langweilig. Das Gebiet war flach, steppig (mit Bergen im Hintergrund), sehr dünn besiedelt und ziemlich nichtssagend. Highlight war das günstige Tanken in Las Cruzes. Während der Fahrt an der mexikanischen Grenze entlang, sind uns einige merkwürdige Anlagen der Border Patrol aufgefallen und dank iPhone haben wir uns mit dem Thema beschäftigt. Sehr interessant. Man fährt ab und an durch eine Art „Grenzübergang“ durch, die meisten war nicht besetzt, aber dafür gab es große Kameraanlagen, die uns rundum gefilmt haben. Abends dann kurz vor Alamogordo war eine dieser Anlagen besetzt und es gab Passkontrollen. Vor uns wurde ein Pickup raus gewunken und durchsucht. Drogenspürhunde waren auch vor Ort und wir dachten schon: „OK, bei unserem ganzen Gepäck können wir die Nacht heute hier auf dem Parkplatz verbringen, während die Jungs uns das Auto auseinandernehmen.“ Aber wir sahen wohl anständig aus. Es wurde gefragt, wo wir herkommen, was wir machen und wo wir hinwollen. Die Antworten waren wohl zufriedenstellend. Endlich sind wir dann gegen Mitternacht in Alamogordo angekommen und wurden mit einem sehr netten Hotel belohnt!

Vorher auf der Reise haben wir aber noch einen kleinen Umweg gemacht (deshalb wurde es auch so spät). Wir sind kurz nach Texas, El Paso rübergefahren. Dort ein wenig durch die Stadt gefahren bis wir den nächsten Parkplatz zum Grenzübergang nach Mexico gefunden hatten. Der Parkplatzwächter sprach schon gar kein Englisch mehr und es war uns nicht ganz geheuer, unser Auto dort abzustellen. Aber ins Abenteuer Mexico startet man von hier aus am besten zu Fuß. Ein kurzer Weg führte zu einer Brücke über den Rio Grande und andere schwer überwindbare Befestigungsanlagen. Außer uns befanden sich eigentlich nur Mexikaner auf der Brücke. Um die Brücke zu benutzen, muss man ein Ticket ziehen, dass 1 USD kostet und daran sind wir schon fast gescheitert. Die Grenzkontrollen vor Ort sprachen auch nur sehr schlecht Englisch und waren sich auch nicht so sicher, ob wir mit unseren Permanent Resident Cards von Mexico aus dann jemals wieder in die Staaten durften. Na ja, aber wir sind ja abenteuerlustig. Es ging dann über die Brücke hinein in den Sonnenuntergang nach Ciudad Juárez, Mexico, eine der gefährlichsten Städte der Welt!

Ja, richtig, Ciudad Juárez ist das gefährlichste Gebiet der Welt außerhalb von Kriegsgebieten. Hier herrscht die mexikanische Drogenmafia und die Stadt macht ebenfalls durch hunderte von Serienmorden an Frauen von sich reden. Ich habe überall andere Zahlen gelesen, aber Wikipedia Deutschland schreibt, in 2010 hätte es 3.111 Tote gegeben, durchschnittlich 7 Morde pro Tag (http://de.wikipedia.org/wiki/Ciudad_Ju%C3%A1rez). Wer gerne Krimis liest, dem empfehle ich, das Thema einmal im Internet zu suchen. Aber hier genug davon; wir sind ja nun nicht wegen der Kriminalität über die Grenze gehüpft, sondern um einen kurzen ersten Eindruck von Mexico zu bekommen.

Und sobald die Brücke aufhörte und man an den US Soldaten vorbei war, sah es tatsächlich plötzlich ganz anders aus. Unglaublich wie schnell man in einer „anderen Welt“ ist. Es war immer noch warm und das goldene Licht des Sonnenuntergangs beschien alles. Lichterketten hingen in den Straßen und man hörte immer wieder entfernte mexikanische Musik, die sehr nett und fröhlich klang. Aber der Geruch alleine, der uns begrüßte war schon ganz anders: Kanalisation. Die Häuser waren alt, teilweise baufällig, die Hauptstraße war schlecht gepflastert (bzw. reparaturbedürftig). An den Straßenecken standen kleine Taco-Shop-Wagen und überall Taxifahrer, die einen schnell irgendwo hinbringen wollten. Obwohl hier an der Hauptstraße die Preise sicherlich völlig überteuert waren, war umgerechnet in USD doch alles sehr viel billiger als 500 Meter weiter über die Grenze (eine Cola für ca. 70 US Cent beispielsweise). Unseren Fotoapparat haben wir erst gezückt, als wir schon wieder auf der Hauptstraße auf dem Rückweg waren. Gute Entscheidung. Während uns bis dahin eigentlich alle noch ziemlich in Ruhe gelassen hatten, kamen jetzt Bettler an. Aber egal, mit den letzten Sonnenstrahlen schnell wieder zurück auf die Brücke. Swen ging als erster durch die Schranke, dieses Mal wussten wir schon, wie es geht und es kostete auch nur 50 Cent. Allerdings hatte Swen das Geld mitgenommen und ich hatte keinen Cent mehr für das Drehkreuz. Als Swen dann scherzhaft: „Good Bye“ rief, haben die Grenzbeamten sich schlapp gelacht. Scheint hier wohl öfter vorzukommen. Am Ende der Brücke erwarteten uns dann Grenzkontrollen wie am Flughafen, nur die Fragen waren unangenehmer. Aber wir haben es geschafft und sogar unser Auto stand noch da, wo wir es abgestellt hatten. Happy END! :-)

Am Montagmorgen (21.05.12) nach einem guten Frühstück und noch etwas Computerarbeit sind wir dann spät aus Alamogordo aufgebrochen. Auf dem Weg zu unserem nahegelegenen Touristen-Ziel, den Sand-Dünen, sind wir vorher allerdings an einem Händler vorbeigekommen, der Hardtops für Truckbeds verkauft und wir haben spontan mal angehalten und gefragt, ob er denn für unseren Dodge etwas da hat (im Idealfall gebraucht und günstig). Bisher haben wir diesbezüglich nirgendwo etwas Gescheites gefunden, nicht in Las Vegas, nicht in Phoenix. Und dann zeigt uns der Mensch ein halbwegs neues graues Top unserer Lieblingsmarke, allerdings ohne Fenster an den Seiten. Als wir dann meinten, na ja, nicht schlecht, aber wir bräuchten Fenster und die Farbe na ja, hat der Mensch uns vorgeschlagen, genau die Fenster einzubauen, die wir haben wollen UND das ganze Top in Wagenfarbe zu lackieren. Das Ganze innerhalb von 1,5 Tagen zum Mitnehmen und für einen Schnäppchenpreis. Wir konnten einfach nicht nein sagen. Herzlichen Glückwunsch, wir haben soeben unseren Stauraum auf der Ladefläche verdoppelt!

Dann ging es in den White Sands Nationalpark etwas außerhalb von Alamogordo. An dieser Stelle vielen lieben Dank an unsere Nachbarn Britta und Jürgen, die uns auf die hier in der Gegend liegenden Touristenattraktionen aufmerksam gemacht. Wir haben nämlich bisher in keiner Buchhandlung einen gescheiten Reiseführer gefunden und sind jetzt also quasi im Blindflug unterwegs. Wir wären sicherlich an diesem Nationalpark sowie an den Höhlen in Carlsbad vorbeigefahren … ;-)

Wir hatten nur leider nicht so viel Glück mit dem Wetter in Alamogordo wie unsere Nachbarn mit ihren beneidenswerten Fotos (und zugegebenermaßen nicht so viel Geduld beim Fotografieren). Hier also ein kleiner Vorgeschmack auf unsere Ausbeute aus dem Park mit seinen herrlich weißen Sanddünen …

Am gleichen Nachmittag ging es dann weiter nach Carlsbad; auf dem Weg dorthin haben wir einen mittelgroßen Umweg über Roswell gemacht. Das ist der Ort, wo angeblich 1947 das erste UFO gefunden wurde. Seit dem gibt es einen mittelgroßen UFO-Hype um den kleinen Ort, den wir natürlich nicht verpassen wollten. Die Bewertungen dazu im Internet meinten, es würde den Umweg nicht lohnen … UND sie behielten irgendwie recht. Denn obwohl Roswell für nichts anderes auf der Welt bekannt ist als für das Gerücht eines abgestürzten UFOs, so hat die Stadt damit erstaunlich wenig gemacht. Es gab 1-2 Läden, in denen man UFO-Souvenirs kaufen kann, sowie ein UFO-Museum, das ebenfalls schlechte Bewertungen hat. Der eine Laden, der sich lohnen sollte, anzuschauen, hatte natürlich geschlossen. Aber wenigstens können wir sagen, wir waren dort! :-)

Der weitere Weg hat uns schon ein wenig auf den Ort Carlsbad vorbereitet: Einöde und Ölfelder. Ausnahmslos alle Motels in Carlsbad waren von Straßenbau- /Ölarbeitern voll belegt. Wir hatten schon Probleme bei all den großen Arbeits-LKWs überhaupt noch einen Parkplatz vor dem Motel zu finden. Das Motel hier gehörte eher wieder zur Kategorie „Danke. Aber nicht noch einmal“. Aber unsere Nächte sind ja bekanntlich sowieso immer nur kurz und so ging es dann am nächsten Morgen, den Dienstag (22.05.) auch wieder sehr früh weiter, damit wir rechtzeitig vor unserer gebuchten Führung auch in den ca. 45 Minuten entfernten Carlsbad Caverns sein konnten.

Und die Tropfsteinhöhlen von Carlsbad waren wirklich beeindruckend! Das ganze Gebiet umfaßt 83 einzelne Höhlen, darunter die tiefste der Welt und die Hauptattraktion „The big room“ (der große Raum) ist eine der größten unterirdischen Räume der Welt!

Wir haben zunächst einmal mit einer geführten Tour angefangen in den „Königspalast“ (Kings Palace). Auf dieser Tour kann man 1,5 Stunden lang mit einem Ranger unterirdische Räume besichtigen, die sonst für den allgemeinen Besucherstrom tabu sind. Dazu gab es natürlich mal wieder viele schöne Erklärungen und interessante Anekdoten. Danach sind wir noch weitere 3 Stunden durch den „großen Raum“ gewandert, der mit seinen über 33.200 m² mehr als 6 Fußballfelder beinhalten könnte. Die Eindrücke waren wirklich unbeschreiblich! Wie ein riesiges von Mutter Natur erbautes Märchenschloss! Gewagtere Touren wurden ebenfalls angeboten; da konnte man dann ausgerüstet mit einer Kopflampe und Arm- und Knieschonern durch noch tiefer gelegene Höhlen krabbeln, aber das haben wir uns für ein anderes Mal aufbewahrt …!

Abends wollten wir uns dann noch unbedingt den Fledermausflug anschauen. Die Höhle ist nämlich auch Heimat von „Mexican Free-Tailed“ Fledermäuse; bei der letzten Zählung in 2005 belief sich deren Anzahl auf ca. 400.000. Sobald die Sonne untergeht, kann man im dazu gebauten Amphitheater sitzen und sehen, wie die Fledermäuse in Schwärmen die Höhle verlassen, um auf Nahrungssuche zu gehen. Dieses Schauspiel wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen; nur Fotografieren oder Filmen war leider verboten.

Bis zum Sonnenuntergang waren es aber noch etliche Stunden und da unsere Nacht mal wieder recht kurz war, haben wir auf einem Parkplatz angehalten für ein kleines Nickerchen. Kurz vorher hatte Swen noch seinen Fotoapparat ausgepackt, um über uns kreisende Truthahngeier zu fotografieren. Dabei sind wir dann ganz müde geworden und im Auto eingeschlafen. Als wir dann aufwachten, war es Zeit für den Flug der Fledermäuse – also nichts wie los. Als wir dann dort ankamen und die Kamerasachen auspacken wollten, fehlte Swens Fotorucksack. Wir waren schlagartig wieder wach! Was war passiert? Hat uns jemand auf dem Parkplatz beklaut und wir haben es nicht gemerkt? Völlig geschockt wieder zurück zum Parkplatz gebraust und dort alles abgesucht: Nichts. Dann hält ein Ranger an und fragt, ob wir was suchen. Lange Story, kurz erzählt. Wir waren wohl so müde gewesen, dass wir den Rucksack (inklusive Laptop, Blitz und Objektiven) auf dem Auto hinten liegen gelassen hatten, dann im Auto eingeschlafen sind und danach sofort losgefahren. Der Rucksack ist hinter dem Parkplatz in einer Kurve vom Auto gerutscht und mitten auf der Fahrbahn gelandet. Als der Ranger um die Kurve kam, sah er gerade, dass auch ein anderes Auto anhalten wollte, um den Rucksack aufzuheben und ist diesem zuvorgekommen. Seit dem ist er die Parkplätze abgefahren und hat nach dem Besitzer gesucht. Und uns gefunden! Wir waren überglücklich!!! Es war alles noch da und die Sachen haben auch den Sturz überlebt! WOW!!! Was für ein Glück! Und nicht jeder hätte so offensichtlich teures Equipment wieder zurückgegeben!!! Wir waren unfassbar glücklich, als wir dann endlich im Sonnenuntergang im Amphitheater saßen und die Fledermäuse beobachtet haben …! (Normalerweise hätte Swen genörgelt, weshalb man die jetzt nicht fotografieren darf, aber dieses Mal war er ausnahmsweise einmal still …!!!) :-)

Viele Grüße von unterwegs und noch einen schönen Sonntag!!! <3
Michaela und Swen